Die Ausstellung Operation Ikarus stand unter der spannenden Frage: „Wo sind die Grenzen der bildnerischen Möglichkeiten von Papier und Pappe? Lassen sich 4 m hohe Figuren aus papiernen Elementen herstellen, die immer noch als in sich stimmige Figur wahrgenommen werden können? Wie erscheinen demgegenüber miniaturisierte Figurationen, die reliefartig aus der Papp- bzw. Papierfläche heraustreten? Kann beides als demselben bildnerischen Kontext zugehörig wahrgenommen werden?“
Die Geschichte von Ikarus und Dädalus aus der griechischen Mythologie – in der beide aus der Gefangenschaft des König Minos flohen, Ikarus jedoch mit seinen aus Federn, Wachs und Holzleisten gefertigten Flügeln der Sonne zu nahe kam, so dass die Federn sich lösten und er über dem Mittelmeer abstürzte und ertrank – war eine der Inspirationen, in der es um den Versuch geht, Grenzen zu überschreiten. „Wenn man den Namen Ikarus googelt, erhält man unter anderem Hinweise auf menschliche Vorhaben und Unternehmungen, die über die bis dahin geltenden Grenzen des Machbaren hinausgehen. So gibt es zum Beispiel ein „Projekt Ikarus“, in dem die Möglichkeit der unbemannten interstellaren Raumfahrt und der Entwicklung des Fusionsantriebes untersucht wird.“ In diesem Sinne ist „Operation Ikarus“ ein Projekt, das die Grenzen des Ausdrucks und der
Machbarkeit seiner Papierskulpturen auszuloten versucht, aber auch Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen.
"Unsere Gesellschaft ist reich und gierig, und wir sind mitschuldig am Leid anderer Menschen. Wir plündern Drittweltländer, indem wir riesige Landstriche für die Herstellung unseres Biosprits missbrauchen. Wir fischen die Ozeane leer. Wir eignen uns sogar sauberes Grundwasser aus Südafrika an, nur um es gewinnbringend zu verkaufen. Von uns in anderen Ländern unterstützte Machtstrukturen sichern dieses perfide System. Und dann wundern wir uns, wenn es dort zu Bürgerkriegen kommt und wenn die Menschen fliehen?", waren meine Eindrücke. "Am Anfang des Projektes, als es analog zum griechischen Ikarus, um den Aufbruch in ein besseres Leben und um das Überschreiten von Grenzen des Machbaren gehen sollte, hatte ich noch gar weit genug darüber nachgedacht, wie grausam aktuell diese Thematik im Augenblick ist, obwohl Ikarus der erste „dokumentierte“ Flüchtling ist, der im Mittelmeer ertrank. Dann aber spitzte sich die Lage der Flüchtlinge immer mehr zu, und die gedankliche Tragweite des Projektes wurde immer deutlicher."